Der britische Kulturwissenschaftler John Fiske hat in seiner Beschäftigung mit dem Feld der Popkultur formuliert: „Immer gibt es ein Element in der Popularkultur, das außerhalb der sozialen Kontrolle liegt, das den hegemonialen Kräften entkommt oder entgegentritt. Popularkultur ist immer eine Kultur des Konflikts, sie beinhaltet immer den Kampf, soziale Bedeutungen zu erzeugen, die im Interesse der Unterdrückten liegen und nicht jene sind, die von der herrschenden Ideologie bevorzugt werden.“
In der Popkultur geht es neben der Produktion von Lust auch immer um die Erzeugung von Bedeutungen, die wir Menschen und Dingen zubilligen. Minderheiten, wie Homosexuelle, Juden oder Schwarze, die durch die Mehrheitsgesellschaft bedroht, entmündigt und eingeschränkt wurden und werden, besitzen mit der Popkultur einen ästhetischen Raum, in dem sie widerständige Bedeutungen entwickeln und verbreiten können.
Diese widerständigen Bedeutungen erschöpfen sich nicht in der Geschichte des Protestsongs oder gegenkulturellen und fast schon ins mythische überhöhten Ereignissen wie Woodstock. Vielmehr sind im 20. Jahrhundert unzählige Varianten von popkulturellen Kritikformen entstanden, die, egal ob sie in Texten oder der Ästhetik ihren Protest gegenüber der Gesellschaft formuliert haben, eines eint: eine Zurückweisung der Kultur der Mehrheitsgesellschaft.
Der Workshop will exemplarisch am Punk der Siebziger und dessen Auseinandersetzung mit vorhergegangenen popkulturellen Protestformen die Möglichkeiten und Grenzen von Popkulturkritik beleuchten.
Zur Person
Jonas Engelmann hat in Mainz Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie und Politikwissenschaft studiert und 2006 mit einer Arbeit über „Auschwitz im Werk von Hubert Fichte und Paul Auster“ abgeschlossen. Seitdem promoviert er zur Ästhetik des zeitgenössischen Independent-Comic, ist Teil der testcard-Redaktion und schreibt für diverse Zeitungen